Freiheit geht über Silber und Gold.
Das Erreichen einer ökonomischen und zivilisatorischen Hochphase ist ein im wahrsten Sinne des Wortes historisch-epochaler Prozess über mehrere Jahrhunderte.
Insbesondere das Zeitalter der Industrialisierung bereitete ein vormals nie dagewesenes Niveau des Wohlstands und ermöglichte parallel eine kulturelle Blütezeit. Beides geht Hand in Hand und ist unbestritten den Wirkungsmechanismen des Marktes zu verdanken – dem Ort des Handels und des Informationsaustausches aller Teilnehmer, dem Ort des Lernens über vorhandene persönliche Präferenzen, des Identifizierens und Linderns von Knappheiten bzw. der Befriedigung von Bedürfnissen sowie des Tausches.
Die Überwindung des direkten Tausches durch die Selektion, Abwägung und Bewertung der Eigenschaften unterschiedlicher Tauschmittel sowie die Verständigung auf ein universelles Tauschmittel, dem „Geld", ist essenzielle Triebfeder einer der bemerkenswertesten evolutionären Entwicklungen der Menschheitsgeschichte. Ohne allgemein akzeptiertes Tauschmittel wären Arbeitsteilung und Spezialisierung undenkbar, die wiederum für den Aufbau einer hochentwickelten Wirtschaft durch Entstehung und Nutzung einer zunehmend komplexen Produktionsstruktur unverzichtbar sind.
Kurzum: Geld ist kein abstraktes Mysterium, sondern eine der revolutionärsten Erfindungen überhaupt. Die Geldentstehung – also das Vorhandensein der Nachfrage nach Geld – erfolgte spontan am freien Markt und resultierte unmittelbar aus dessen Nutzung als Ware.
Jede Erfindung und Innovation geht von Menschen aus – nicht von Staaten!
In der heutigen Zeit kann diese an sich banale (jedoch menschheitsgeschichtlich evidenzbasierte) Feststellung nicht häufig genug betont werden. Insbesondere in Bezug auf das Thema Geld scheint diese Erkenntnis jedoch aus dem Bewusstsein der meisten Menschen verschwunden zu sein.
Über religiöse, geografische und epochale Grenzen hinweg haben Menschen immer wieder die aufgrund ihrer Eigenschaften überlegenen und somit marktgängigsten Güter Gold und Silber als ihr universelles Tauschmittel freiwillig ausgewählt. Der Wert des Geldes definierte sich als relative Wertbeimessung der Marktteilnehmer gegenüber allen anderen Gütern. Somit ist der „Preis“ des Goldes bzw. Silbers nichts anderes als der relative Tauschwert als Ausdruck persönlicher Wert-Schätzungen und Wert-Erfahrungen freier Individuen im Rahmen ihrer Tauschhandlungen, mithin die relative Kaufkraft der Edelmetalle Gold und Silber gegenüber allen anderen Gütern und Dienstleistungen.
Die Geldeinheit ist im Ergebnis schlicht eine Gewichtsmenge dieser Waren – somit eine aus den Tauschhandlungen resultierende Menge an Gold bzw. Silber. Ohne das Vorhandensein von Preisen eines Gutes – bereits im Vorwege seiner Nutzung als Geld – hätte eine Nachfrage nach dessen monetärer Nutzung gar nicht erst entstehen können. Dies erklärt, weshalb Geld ursprünglich zwingend eine Ware und gleichzeitig eine spontane Entwicklung des freien Marktes gewesen sein muss – ein von einem konkreten Gut getrenntes Geld hätte mangels Akzeptanz gar nicht durch Regierungen eingeführt werden können.
Alle relevanten Währungen der vergangenen Jahrhunderte entstanden durch den geschilderten Evolutionsprozess und kamen dann über den Handel in Umlauf. Das britische Pfund Sterling beispielsweise bedeutete ursprünglich schlichtweg eine Unze Silber. Weniger bekannt: Auch der Dollar geht ursprünglich auf eine im böhmischen Joachimsthal allgemein verwendete Bezeichnung für eine Unze Silber im 16. Jahrhundert zurück – die angesehene Münze wurde später „Joachims Thaler“ bzw. „Thaler“ genannt, woraus die Bezeichnung „Dollar“ hervorging.
Der Weg vom Marktgeld zum diktierten Geld
Die gefährliche Selbstermächtigung des Staates in Geldangelegenheiten und gleichzeitig weit darüber hinaus ist nicht zuletzt auf die Etablierung eines folgenschweren Perspektivwechsels zurück zu führen. Zu Zeiten des Goldstandards Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Goldpreis mit rund 20 US-Dollar angegeben – eigentlich war aber lediglich der US-Dollar mit ca. 1/20 einer Unze Gold definiert.
Zurecht kann diese Veränderung des Blickwinkels als Beginn einer folgenschweren Interventionsspirale betrachtet werden, deren unheilvolles Finale in unserer heutigen Gegenwart stattfindet. Weitere Zwischenetappen lagen in wiederkehrender Münzverschlechterung, der künstlichen Fixierung des Geldpreises, u.a. durch Festlegung von marktfremden Tauschverhältnissen zwischen den Metallen, der Deklaration von gesetzlichen Zahlungsmitteln sowie dem wiederkehrenden Versuch der Entkoppelung des Geldes von seinem Warencharakter – zumeist zum Zwecke der Kriegsfinanzierung und mit ausnahmslos katastrophalen Folgen.
Mit der Etablierung von Zentralbanken ist der sukzessive Prozess des staatlichen Eindringens in den freien Marktprozess in seine unheilvolle Phase übergegangen. Die Gründung des Federal Reserve Bankensystems in den USA erfolgte im Jahr 1913. Die Zentralisation des Kredits ist übrigens eine der Hauptforderungen aus dem Kommunistischen Manifest.
In keinem anderen ökonomischen Bereich ist heute der Mythos von der Notwendigkeit der „ordnenden Hand“ des Staates über das angeblich chaotische, ungeplante und zufallsgetriebene Geschehen am Markt stärker ausgeprägt als im Bereich des Geldes. Angedenk der unheilvollen Währungsgeschichte der vergangenen 100 Jahre erscheint dies mehr als paradox.
Die negativen Auswirkungen staatlicher Einmischung in das Geldwesen beschränken sich keineswegs auf die ökonomischen Folgen von Umverteilung durch Inflationierung und Kaufkrafterosion. Vielmehr zementieren sich diese über die letzten 100 Jahre in Phasen unsäglicher Tyrannei, zwei Weltkriegen, einer zunehmenden Bevormundungsbürokratie, immer heftigeren Boom- und Bust-Zyklen inklusive überbordenden Schuldenexzessen sowie weitreichenden Eingriffen in die persönlichen Freiheits- und Eigentumsrechte.
In der aktuellen Papiergeld-Ära, dessen endgültigen Startschuss der damalige US-Präsident Richard Nixon 1971 lieferte, wirkt Gold als Spiegelbild der Währungsverwässerung. Staaten neigen bekanntlich von Natur aus zur Inflation.
Je verzweifelter die Notenbanken ihr Heil im Anwerfen der Druckerpresse suchen, umso mehr entlarvt Gold die Wirkungslosigkeit dieses Unterfangens. Im Gegensatz zur Erhöhung der Menge an Konsum- und Investitionsgütern, infolge von steigender Produktivität, führt die Erhöhung der Geldmenge zu keinerlei Prosperität, sondern lediglich zu Umverteilung von den Fleißigen zu den Währungs-Erstempfängern. Staaten schaffen eben keinen Wohlstand, sondern konsumieren ihn nur!
Rückfall in Kommandowirtschaft oder Renaissance des freien Marktgeldes voraus?
Spätestens mit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2001 sind die systembedingten Fehlallokationen und Instabilitäten offenbar und beschleunigen sich exponentiell. Seither wurde weltweit eine Ära historisch einmaliger Notenbankinterventionen zur Aufrechterhaltung der Schuldentragfähigkeit eingeläutet und das durch zu niedrige Zinsen entstandene Feuer regelmäßig mit Brandbeschleuniger behandelt. Trotz im Zeitverlauf immer aggressiverer Zinssenkungen auf mittlerweile Null und teils darunter, unzähliger Rettungspakete, Anleihe- sowie weiterer Wertpapierkäufe durch die Zentralbanken, vermag eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende nicht mehr gelingen.
Vielmehr häufen sich Finanzblasen, Krisen und Risiken in immer engeren Abständen. Kaum verwunderlich begann die aktuelle säkulare Goldhausse ebenfalls im Jahre 2001 – der produktive Sektor ist per Saldo nicht mehr in der Lage, die Abwertungsrate der Währung gegenüber Gold zu kompensieren. Kurzum: echtes Wachstum findet nicht mehr statt, der Kapitalfonds der Vergangenheit wird sukzessive aufgezehrt.
Ein Ausweg über Verhaltensänderung durch Erkenntnis aus der extremistischen Geldpolitik ist nicht erwartbar. Getreu der Einstein’schen Definition von Wahnsinn, immer wieder Dasselbe zu tun und auf unterschiedliche Ergebnisse zu hoffen, dreht die Interventionsspirale der Notenbanken immer schneller und mündet schon bald in deren nächsten Etappen Helikoptergeld und vermeintlich "moderner monetärer Theorie" (MMT) – klingt wohlfeil, ist nur weder modern noch monetär, sondern in Wahrheit desaströs und hinsichtlich der Wirkungsmechanismen bereits unzählige Male empirisch erprobt – u.a. in Weimar, Simbabwe und Venezuela.
Die Zersetzung unseres Geldsystems findet nicht isoliert statt. Vielmehr schreitet eine Art zusehends authoritärem Kollektivismus über ihren Wegbereiter der Geldpolitik voran und bewirkt schleichend eine sich sichtlich in alle gesellschaftliche Bereiche ausdehnende zentralistische Transformation und Machtkonsolidierung. Die Endstation dieses Prozesses liegt in einem Modell der Zentralverwaltungsökonomie mit staatlich gelenkter Zentralbank als Zentralkomitee und in weiten Teilen ebenfalls staatlich dominiertem Geschäftsbanksystem. Die DDR lässt grüßen.
Die Alternative liegt in einer Rückbesinnung auf die dienende Rolle guten Geldes sowie dessen Entstehung im Wettbewerb der Marktteilnehmer um diejenige Geldart mit dem höchsten Grad der Nutzenstiftung bzw. Bedürfnisbefriedigung. Geld hat überhaupt nichts an sich, was eine staatliche Bevormundung bzw. gar Monopolisierung erforderlich macht. Auch – und gerade in Fragen des Geldwesens – werden Bedürfnisse am effizientesten durch freie Menschen erfüllt.
Gold und Silber sind historisch belegt die besten Bollwerke gegen betrügerische Eigentumsverletzungen durch Inflation und Garanten der Freiheit. Ihre wertvollste Funktion liegt in ihrer natürlichen Limitierung der staatlichen authorität.
Oder, um es mit den Worten Alan Greenspan zu sagen: "Deficit Spending ist schlicht und ergreifend ein System zur 'versteckten' Enteignung von Vermögen. Gold steht diesem hinterhältigen Prozess im Weg. Es steht für den Schutz von Eigentum. Wenn man das begriffen hat, versteht man auch die Feindschaft der Etatisten gegen den Goldstandard." (zitiert aus: "Gold und wirtschaftliche Freiheit", 1966)